Vor Sonnenaufgang
von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmannvon Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann
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Gerhart Hauptmanns Dramendebüt evoziert 1889 einen der größten Skandale der deutschen Theatergeschichte und macht den erst siebenundzwanzigjährigen Schriftsteller und späteren Literaturnobelpreisträger über Nacht berühmt. Hauptmann erzählt von einer schnell zu Wohlstand gekommenen Bauernfamilie, deren sozialer Aufstieg mit innerer Verhärtung einhergeht, und ebnet dem Naturalismus den Weg auf die deutschsprachigen Bühnen.
«erschütternd, dass es für das Leben, wie es ist, nicht bessre Gründe gibt»
Der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer übernimmt Struktur und Figurenkonstellation des Hauptmann’schen Frühwerks, löst dieses aber aus der gesellschaftspolitischen Realität des späten 19. Jahrhunderts und bettet seine Mittelstandsfamilie in die triste Gegenwart eines urbanen Ballungsraums. Damit befreit er «Vor Sonnenaufgang» von der sozialutopischen Patina, der heute überholten Vererbungslehre und der sprachlichen Enge des schlesischen Idioms. Palmetshofers kluges Familienporträt macht an individuellen Krisen größere gesellschaftliche Zusammenhänge sichtbar: die Unversöhnlichkeit unterschiedlicher ideologischer Positionen und die Deformationen einer neoliberalen Gesellschaft.
«Die Welt wandelt sich. Wir erleben dies in den neuen Bedrohungsszenarien und Erosionserscheinungen westlicher Demokratien, im Erstarken der Populismen und Fundamentalismen, in der Verrohung und Radikalisierung der politischen Sprache und Diskurse, in der zunehmenden Polarisierung unserer Gesellschaft. Hinter der zivilisierten Fassade ist der Mensch ein rohes, verzweifeltes, unsolidarisches Tier.» Ewald Palmetshofer
Hausregisseurin Nora Schlocker wurde mit ihrer konzentrierten, psychologisch genauen Inszenierung des Theater Basel zu den 43. Mülheimer Theatertagen NRW und zum Heidelberger Stückemarkt 2018 eingeladen.
Übernahme der Uraufführungsinszenierung des Theater Basel