Willkommen

Unsere Kulisse sei: München! Diese Stadt, dieser «Lebensmittelpunkt» zieht sich in der Saison 25/26 wie ein roter Faden durch unser Programm und ist Ort der Handlung vieler Theaterstücke, neuer und bekannter klassischer Geschichten. In unruhigen Zeiten hilft es, sich zu vergewissern, wo man steht: «Sie befinden sich hier», hieß es oft auf alten Wanderkarten. Betrachten wir also den Ort, an dem wir täglich agieren: München. Der Blick aus dieser und auf diese Kulisse ist auch heute oft genug ein privilegierter. Selbst wenn die Zeiten rauer, der Ton ein anderer geworden ist – der Blick auf Münchner Geschehen und Geschichte mag sich gerade in turbulenten Zeiten verändern, Historisches greifbarer oder neu erfahrbar machen.

München, das ist nicht nur die Stadt des größten Volksfests der Welt, sondern war auch als «Bussi Bussi»- oder Schickeria-Metropole ein herrlicher Platz für Seichtheit und Party. Mit dem Munich Disco-Sound wurde die Stadt eine Hochburg des Pop («New York, London, Paris, Munich, everybody talks about, mmmh popmusic») und Ort vieler Musikstudios (Giorgio Moroder!), aber auch zeitweise Heimat vieler Größen der Musik und der Kunst. In München wurde gefeiert und gut gelebt, Italien ist schon greifbar, Dolce Vita ein ständiges Versprechen. Schönheit und Leichtsinn liegen hier nah beieinander und wurden in sexy Filmchen, aber auch großer Filmkunst verewigt (sogar mit «Cabaret» 1972). Doch auch wenn «München leuchtete» (Thomas Mann), ist die Stadt stets vom Dunkel ihrer Geschichte überschattet. München ist Ort grausamster Attentate, sogar während der bis dahin als heiter beschriebenen Olympischen Spiele 1972, hier erhoben sich Naziputschisten, kam es zu politischen Revolten und Straßenkämpfen, quälenden NSU-Verbrechen und rassistischen rechtsterroristischen Anschlägen und Amokläufen. Die ehemalige «Hauptstadt der Bewegung» war auch die Stadt der «Weißen Rose» und der «Highfish-Kommune». München ist Kunst- und Wissenschaftszentrum, war aber Sperrbezirk und Ort völlig fehlgeschlagener Aidspolitik. Zwischen Sicherheitskonferenz und «Blauem Reiter», Willkommenskultur (2015 oder 2022) und P1.

Wir wollen uns nicht nur mit Historischem beschäftigen, sondern mit Menschen und Schicksalen, welche die vermeintliche «Weltstadt mit Herz» ausmachen. So prall und aufgeschlossen, so bitter grantlig wie es halt auch hier ist. «Mia san mia»?! Das «Resi» betrachtet nicht nur eine Stadt in den Zeitläufen, sondern erzählt von den Menschen, die diesen Ort ausmachen. Denn Theater ist immer der Versuch, den eigenen Standpunkt durch alternative Sichtweisen zu bereichern. Seien Sie gespannt: Vor Ihnen liegt eine Spielzeit ganz besonderer (Münchner) Gʼschichten. Gute Unterhaltung und Vergnügen dabei.

Ihr Andreas Beck mit dem ganzen Team des Residenztheaters