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Zur schönen Aussicht, 19.30 Uhr
7 Dez. 2025
SINN & SYNTHESE
Gespräche und Kostproben zu KI und Kunst mit Ophelia Deroy

Inhalt

Wenn künstlerische Perspektiven, die Grenzen der menschlichen Sinneswahrnehmung und die algorithmische Kreativität der Künstlichen Intelligenz aufeinandertreffen, entstehen neue Fragen und unerwartete ästhetische Räume. Gemeinsam mit Ophelia Deroy, Expertin für Philosophie des Geistes und kognitive Neurowissenschaftlerin an der LMU München, sowie Gästen aus Wissenschaft, Musik und Medienkunst wird das Zusammenspiel von Mensch und Maschine im Kontext von Kunst und KI unmittelbar erfahrbar gemacht. Das Gespräch wird moderiert von Wolfgang Kerler.

Gespräch in englischer Sprache mit KI-Übersetzung auf Deutsch aufs eigene Smartphone.

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An diesem Abend werden vielfältige künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit KI vorgestellt:
Die Kulturwissenschaftlerin Hilke Marit Berger, spezialisiert auf urbane Forschung, digitale Transformation und spekulative Zukunftsnarrative, zeigt, wie künstliche Intelligenz unsere Vorstellungen von Zukunft beeinflusst und welche neuen gesellschaftlichen Imaginationen daraus entstehen.
Der multidisziplinäre Künstler und Forscher Ali Nikrang, tätig im Bereich «Künstliche Intelligenz und Musikalische Kreation» an der Hochschule für Musik und Theater München sowie als Researcher und Artist im Ars Electronica Futurelab, gibt Einblicke in die Beziehung zwischen maschineller Wahrnehmung und musikalischer Kreativität und demonstriert, wie KI neue Wege des Komponierens eröffnet.
Der Londoner Künstler und Wissenschaftler Terence Broad, Senior Lecturer am UAL Creative Computing Institute, präsentiert seine Arbeit mit KI als künstlerischem Material, dessen Strukturen und Möglichkeiten er durch Creative Coding sichtbar, erfahrbar und transformierbar macht.

Darüber hinaus können Besucher*innen die KI-Installation «Irrlicht» von Moritz Huson und Adam Streicher erkunden sowie im AI-Cocktail-Turing-Test von Susann Ann Mackenzie und Philipp Fröhlich selbst erleben, wie sich maschinelle Entscheidungen und ästhetische Wahrnehmung auf spielerische Weise miteinander verschränken.

Gäste

Wolfgang Kerler ist Mitbegründer, CEO/Chefredakteur von 1E9 und Programmdirektor des Festival der Zukunft, einem Münchner Start-up, das gemeinsam mit einer Community eine neue Art von optimistischem Tech-Journalismus und Events schafft. Er schloss 2010 sein Studium der Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften und Neuerer Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen mit einem Master ab. Im selben Jahr begann er seine Tätigkeit beim Bayerischen Rundfunk, der Münchner Niederlassung der ARD, Deutschlands größtem öffentlich-rechtlichen Fernseh-, Radio- und Online-Sender. Bevor er von München nach Berlin zog und politischer Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio wurde, konzentrierte er sich auf investigative Berichterstattung. 2018 kam Kerler zu Condé Nast in München, um dort die redaktionelle Leitung von WIRED Germany zu übernehmen. Dort baute er ein neues Team auf und entwickelte eine neue Content-Strategie mit Schwerpunkt auf Technologie. Darüber hinaus ist er Dozent für Digitalen Journalismus an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Nürnberg. Kerler erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis, den Journalistenpreis der Robert Bosch Stiftung, den Dr. Georg-Schreiber-Medienpreis und andere. Zusammen mit seinen Kollegen wurde er für den Deutschen Reporterpreis und den Deutschen Radiopreis nominiert. Das Medium Magazin listete ihn 2014 als einen der Top 30 Journalisten unter 30.

Ophelia Deroy ist Expertin für Philosophie des Geistes und kognitive Neurowissenschaften. Bevor sie als Professorin an die LMU wechselte, hatte sie Positionen in Paris, New York und London (wo sie das Institute of Philosophy an der School of Advanced Study mitleitete) inne. Ihre Forschung befasst sich mit zentralen Themen der Wahrnehmungsphilosophie, Metakognition, Sozialkognition und Sozialepistemologie.

Hilke Marit Berger (Dr. phil) ist Kulturwissenschaftlerin und arbeitet an der Schnittstelle von Stadtforschung, künstlerischer Praxis und digitaler Transformation. Sie untersucht, wie sich unser Verhältnis zu Daten und Vorstellungskraft in Zeiten der KI verändert und wie diese Veränderungen die Zukunft beeinflussen, die wir uns vorstellen können. Sie engagiert sich intensiv für Forschung, die Disziplinen verbindet und das Potenzial gemeinschaftlicher, kreativer Forschung erschließt, indem sie Kultur, Technologie und Gemeinschaft miteinander verbindet, um eine gerechte und resiliente Zukunft für Städte zu entwerfen. Hilke ist derzeit Leiterin der Kulturellen Stadtentwicklung in Kiel, arbeitete zuvor als wissenschaftliche Leiterin des City Science Lab an der HafenCity Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit dem MIT Media Lab und wird in Kürze das fünfjährige Forschungsprojekt «Currents of Imagination: Co-Creating Urban Water Futures Through AI, Art, and Transdisciplinary Collaboration» in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe (ZKM) starten.

Dr. Terence Broad ist ein in London tätiger Künstler und Forscher. Er ist Dozent am UAL Creative Computing Institute und hat einen Doktortitel der Goldsmiths, University of London. Seine forschungsorientierte Praxis verfolgt einen Hacking-Ansatz bei der Arbeit mit generativen neuronalen Netzen, die er als künstlerisches Material betrachtet. Er hat Frameworks entwickelt, die eine expressive Manipulation generativer neuronaler Netze ermöglichen, und datenfreie Ansätze für das Training und die Konfiguration neuronaler Netze entwickelt, die neue Möglichkeiten jenseits des herkömmlichen imitationsbasierten Lernens eröffnen.

Seine Kunst und Forschung wurden international präsentiert: auf Konferenzen und in Fachzeitschriften wie SIGGRAPH, Leonardo, NeurIPS, EvoMUSART und ICCC sowie in Museen wie dem Whitney Museum of American Art, dem Garage Museum of Contemporary Art, Ars Electronica, The Barbican und The Whitechapel Gallery. Im Jahr 2019 gewann er den Hauptpreis der ICCV Computer Vision Art Gallery und war regelmäßig Mitglied der Jury für SIGGRAPH. Seine Arbeiten sind Teil der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Stadt Genf.

Moritz Alan Huson ist ein in Berlin lebender Künstler und Programmierer, der derzeit einen Master-Abschluss in Kreativen Technologien an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF in Potsdam absolviert. Er nutzt neue Technologien, um Wahrnehmungserfahrungen neu zu gestalten, und erforscht deren ästhetische Qualitäten durch verkörperte Performance. Seine Praxis beschäftigt sich mit verkörperten und subjektiven menschlichen Erfahrungen und sucht gleichzeitig nach Wegen, unsere Perspektive auf das Übermenschliche auszuweiten. Moritz arbeitet mit Spiel-Engines, künstlicher Intelligenz, virtueller und erweiterter Realität, Theater und Installationen. Als kreativer Technologe hat er zu Produktionen beigetragen, die im Residenztheater München, im Staatstheater Wiesbaden und im Schauspiel Stuttgart uraufgeführt wurden. «Irrlicht», eine gemeinsam mit Kommilitonen der Filmuniversität geschaffene Installation, ist derzeit im Ökowerk Berlin zu sehen.

Ali Nikrang ist ein multidisziplinärer Künstler und Forscher an der Schnittstelle von Musik und KI. Er arbeitet als Forscher und Künstler am Ars Electronica Futurelab und ist außerdem Professor für KI und Musikkomposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in München. Er studierte Informatik an der Johannes Kepler Universität sowie Komposition und Klavier an der Universität Mozarteum.

Als Musiker und KI-Forscher hat er zahlreiche Projekte durchgeführt, die KI und Musik miteinander verbinden. Seine Arbeit untersucht die künstlerischen Möglichkeiten von KI in der Musik, insbesondere durch die Entwicklung der Kompositionssoftware Ricercar, einem KI-System, das auf die spezifischen künstlerischen Anforderungen an dieser Schnittstelle eingeht. Die Ergebnisse der Interaktionen von Künstlern mit Ricercar wurden in verschiedenen Konzerten und Veranstaltungen präsentiert, beispielsweise im Konzert Continue.Music, das im Oktober 2024 in Zusammenarbeit mit den Münchner Philharmonikern und der Brainlab AG in München stattfand.

Seine Werke wurden auf renommierten Konferenzen und Ausstellungen gezeigt, darunter die Biennale Musica in Venedig (2024), das Misalignment Museum in San Francisco (2023) und das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg (2023). Darüber hinaus war er Jurymitglied bei Wettbewerben wie dem Prix Ars Electronica.

Als Technologe und bildender Künstler konzentriert sich Adam Streicher auf die technischen Gestaltungsprozesse visueller Sprachen. Durch seine intensive Beschäftigung mit Filmbeleuchtung, Kinematografie, Farbkorrektur, VR und Spieleentwicklung hat er sich auf die virtuelle Filmproduktion vorbereitet, die er derzeit in seinem Masterstudium in Kreativen Technologien erforscht.

Adam hat einen MFA in Medienkunst von der Bauhaus-Universität Weimar und besuchte die Malmö Högskola in Schweden (Design) und die Aalto-Universität in Finnland (Spieldesign). Er hat Preise für Kurzfilme, Full-Dome-Erlebnisse und Spieleentwicklung gewonnen und arbeitete für Mograde Berlin (Farbkorrektur), IXLAB an der TU Dresden (VR-Produzent/Designer) und im Bereich der virtuellen Filmproduktion unter anderem für Zeitguised, Dark Bay und Arkanum Pictures.

Installation «Irrlicht»

«Irrlicht» ist eine interaktive Installation, deren Mittelpunkt ein fiktives Moor in Berlin bildet. Die Installation besteht aus einer physischen Darstellung des Moores mit Moos, Pfützen, Bäumen und reaktiven, leuchtenden Glühwürmchen. Eine Projektion erweitert das Moor in den digitalen Bereich, wo Nebel die mondhelle Szenerie umhüllt, Bäume verfallen, Frösche quaken und mystische Kräfte wirken. Die Besucher*innen sind eingeladen, das Moor zu erkunden und über ein Sprach-zu-Sprache-System mit künstlicher Intelligenz mit einem Irrlicht zu kommunizieren. Die Arbeit untersucht das Moor als Heterotopie der Zeit – einen Ort, an dem Materie und Mythologie Schicht für Schicht erhalten bleiben. Die Irrlichter sind vergängliche Überreste von Wesen, die einst im Moor umgekommen sind und nun in einem Grenzbereich zwischen Leben und Tod existieren.

 

«Irrlicht» wurde von Studierenden der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF geschaffen und 2025 auf dem Internationalen Studentenfilmfestival Sehsüchte gezeigt. Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Naturschutz Berlin ist eine adaptierte Version der Installation derzeit im Ökowerk Berlin zu sehen.

 

Konzept & Umsetzung (in alphabetischer Reihenfolge): Anna Ferro, Moritz Alan Huson, Linda Maas, Marek Plichta, Maximilian Rüth, Adam Streicher