Cyrano de Bergerac

nach Edmond Rostand in einer Bearbeitung für zwei Einsamkeiten von Federico Bellini und Antonio Latella
CYRANO DE BERGERAC
nach Edmond Rostand in einer Bearbeitung für zwei Einsamkeiten von Federico Bellini und Antonio Latella
aus dem Italienischen von Francesca Spinazzi
Premiere 24. September 2021
Marstall
1 Stunde 30 Minuten
Keine Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Trailer

Der historische Cyrano de Bergerac lebte als Dandy, Duellist und Dichter, früher aufklärerischer Philosoph und Science-Fiction-Autor im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Berühmter als seine eigenen Werke machte ihn jedoch das Stück des neuromantischen Dramatikers Edmond Rostand von 1897, in dem die Hauptfigur seinen Namen trägt und wie das historische Vorbild als dichtender Musketier bei den Gascogner Kadetten dient. Die wahrscheinlich zweitberühmteste Nase der Weltliteratur nach der Pinocchios scheint hingegen eine Erfindung des Autors zu sein, genauso wie das fatale Dreiecksverhältnis, das die Handlung des Stücks bestimmt: Cyrano liebt Roxane, traut sich seiner Hässlichkeit wegen aber nicht, der Angebeteten seine Leidenschaft zu gestehen. Stattdessen wird er Ghostwriter seines Regimentskollegen Christian de Neuvillette, den Roxane seines schönen Äußeren wegen liebt, der aber eben keine schönen Briefe schreiben kann. Und so entspinnt sich eine virtuelle Fernbeziehung, die in Wirklichkeit eine Ménage-à-trois ist.

 

Der italienische Regisseur Antonio Latella und sein Co-Autor und Dramaturg Federico Bellini nehmen sich nach den «Drei Musketieren», die weiter über die Bühnen des Residenztheaters galoppieren, des zweiten großen Klassikers über ruhmreiche Fechter an. Sie machen Rostands Stück zum Ausgangspunkt einer Recherche über das Wesen des Theaters und der Liebe, in der statt der über fünfzig Figuren der Vorlage nur zwei Darsteller auf der Bühne stehen. Die beiden Männer müssen die Geschichte nun ohne das Objekt ihrer Begierde erzählen und haben somit auch keine Muse, die ihre Verse befeuern könnte.

 

«Alles spielt sich in einem Theater ab – wie die erste Szene bei Rostand – und darüber wird auch durchaus ironisch diskutiert: Wo gibt es in dieser Gesellschaft einen Raum, um frei zu agieren und man selbst zu sein – ob nun mit oder ohne Nase? Es geht um die Beziehung von Kunst und Macht und die Unmöglichkeit, die wahre Liebe zu finden. Es gibt hier nur eine Liebe, die aus Worten besteht. Das Wort aber ist ein Spielzeug der List und hat mit Wahrheit wenig zu tun. Cyrano macht die Bühne zu einem politischen Handlungsraum und zum Schauplatz eines Kampfs, in dem Worte als Waffen gebraucht werden. Denn im Freiraum der Bühne sind verbale Angriffe und Schmähtiraden gegen alles und jede*n erlaubt, ob sie sich nun reimen oder nicht.» Federico Bellini

«Wir arbeiten mit dem, was da ist.»

von Katrin Michaels

So beschreibt der Souffleur Thomas Rathmann die Grundprämisse seiner Arbeit mit den Schauspieler*innen. In Antonio Latellas Bearbeitung von «Cyrano de Bergerac» fehlt fast alles: Bühnenbild, Figuren und der gereimte Originaltext. Ist es Zufall, dass die Theatermacher*innen sich gerade jetzt, wo wir Sie, das Publikum so lange vermisst haben, mit dem Wesen des Mangels beschäftigen? 

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Zu Edmond Rostand

Geboren 1868 in Marseille, war Edmond Rostand ein französischer neoromantischer Dichter und Dramatiker, der entgegen des naturalistischen Trends seiner Zeit ausschließlich in Versen schrieb, und u. a. für Sarah Bernhardt Stücke verfasste. Die Uraufführung von «Cyrano de Bergerac» war ein umwerfender Erfolg, der seit den Glanzzeiten Victor Hugos keinem Versdrama zuteilwurde und auch schnell zu europaweiten Übersetzungen und Aufführungen führte. 1903 wurde er als jüngster Schriftsteller aller Zeiten in die Académie française berufen. 1903 zog er sich aus Gesundheitsgründen nach Cambo-les-Bains in Südfrankreich zurück. Er starb 1918 in Paris an der Spanischen Grippe.

Künstlerische Leitung

Inszenierung Antonio Latella
Bühne Giuseppe Stellato
Kostüme Graziella Pepe
Musik Franco Visioli
Choreografie und Kampftraining Francesco Manetti
Licht Barbara Westernach
Dramaturgie Katrin Michaels Federico Bellini

Besetzung